E-Mails sind aus dem Geschäftsalltag nicht wegzudenken. Angebote, Rechnungen, Personalunterlagen oder Verträge, vieles läuft heute digital über den Posteingang. Doch genau hier lauert ein rechtliches Risiko: Die Aufbewahrungspflicht von geschäftlichen E-Mails ist streng geregelt, und gleichzeitig schreibt die DSGVO klare Grenzen für den Umgang mit personenbezogenen Daten vor.
Viele kleine und mittlere Unternehmen stecken deshalb in einem Spannungsfeld: Einerseits müssen sie E-Mails archivieren, andererseits dürfen sie nicht „einfach alles für immer“ speichern. In diesem Beitrag klären wir, was eine rechtssichere E-Mail-Archivierung bedeutet, wie sie DSGVO-konform umgesetzt wird und welche Lösungen sich in der Praxis bewährt haben.
Warum E-Mail-Archivierung überhaupt Pflicht ist
In Deutschland sind Unternehmen verpflichtet, geschäftliche Kommunikation revisionssicher aufzubewahren. Das betrifft nicht nur Briefe und Rechnungen, sondern ausdrücklich auch E-Mails. Grundlage sind unter anderem:
- Handelsgesetzbuch (HGB)
- Abgabenordnung (AO)
- GoBD (Grundsätze zur ordnungsmäßigen Führung und Aufbewahrung von Büchern, Aufzeichnungen und Unterlagen)
Je nach Dokument gelten unterschiedliche Fristen:
- Rechnungen und Buchungsbelege: 10 Jahre
- Geschäftsbriefe (dazu zählen auch viele E-Mails): 6 Jahre
Eine einfache Ablage im Outlook-Postfach oder das Ausdrucken von E-Mails genügt dabei nicht. Gefordert ist eine revisionssichere Archivierung, die Manipulationen ausschließt und die Nachvollziehbarkeit garantiert.
Die Rolle der DSGVO bei der Archivierung
Während die GoBD eine möglichst lückenlose Speicherung verlangen, setzt die DSGVO einen anderen Schwerpunkt: den Schutz personenbezogener Daten. Hier wird es knifflig:
- Unternehmen dürfen nicht mehr Daten speichern als nötig (Grundsatz der Datenminimierung).
- Es müssen Löschkonzepte existieren, um Daten nach Ablauf der gesetzlichen Fristen zu entfernen.
- Mitarbeiter und Kunden haben ein Auskunftsrecht, welche Daten über sie gespeichert sind.
Das bedeutet: DSGVO-konforme E-Mail-Archivierung heißt nicht „Alles für immer aufheben“. Sie bedeutet: Alles, was rechtlich relevant ist, vollständig und unveränderbar speichern – aber nicht mehr als nötig und nicht länger als erlaubt.
Typische Fehler kleiner Unternehmen
Viele kleine Firmen gehen das Thema halbherzig an. Typische Fehler sind:
- Outlook als Archiv
 Einzelne Postfächer werden exportiert oder einfach nicht gelöscht. Das ist weder sicher noch revisionsfest.
- Nur manuelle Ablage
 Mitarbeiter verschieben E-Mails in Ordner – mit der Hoffnung, dass nichts vergessen wird.
- Keine Löschungskonzepte
 Alles bleibt unbegrenzt gespeichert, was klar gegen die DSGVO verstößt.
- Verlass auf den Provider
 Standard-Postfächer beim Hoster bieten keine revisionssichere Archivierung. Ein Backup ersetzt kein Archiv.
Diese Fehler können teuer werden: Bei Betriebsprüfungen drohen Probleme mit dem Finanzamt, und Verstöße gegen die DSGVO können Bußgelder nach sich ziehen.
Was eine DSGVO-konforme Archivierung leisten muss
Eine Lösung für E-Mail-Archivierung sollte mehrere Anforderungen gleichzeitig erfüllen:
- Revisionssicherheit – E-Mails dürfen nicht nachträglich verändert oder gelöscht werden.
- Vollständigkeit – alle ein- und ausgehenden Nachrichten müssen automatisch ins Archiv fließen.
- Auffindbarkeit – berechtigte Personen müssen E-Mails schnell wiederfinden können.
- Zugriffsrechte – nicht jeder Mitarbeiter darf alle archivierten Mails sehen. Rollen und Rechte sind Pflicht.
- Löschkonzepte – nach Ablauf der Aufbewahrungsfrist müssen Daten gezielt entfernt werden können.
- DSGVO-konforme Speicherung – also sichere Serverstandorte (am besten in Deutschland oder EU) und verschlüsselte Ablage.
Technische Lösungsansätze
Es gibt verschiedene Wege, E-Mails rechtssicher zu archivieren.
1. On-Premise Archivierung
Die Archivierungslösung wird auf einem eigenen Server im Unternehmen betrieben. Vorteile: volle Kontrolle, Daten bleiben intern. Nachteil: hoher Administrationsaufwand, laufende Updates und Wartung.
2. Cloud-Archivierung
Die E-Mails werden in einem sicheren Rechenzentrum gespeichert. Vorteile: keine eigene Infrastruktur nötig, einfache Skalierung, oft günstiger. Wichtig: Standort in Deutschland oder EU und klare Verträge (AV-Vertrag nach DSGVO).
3. Hybride Lösungen
Eine Kombination aus lokaler Speicherung und Cloud. So lassen sich Flexibilität und Kontrolle verbinden.
Gerade für kleine Firmen sind Managed Services für die E-Mail-Archivierung oft die beste Lösung: Der Dienstleister übernimmt Einrichtung, Betrieb, Wartung und rechtliche Konfiguration.
Integration in den Arbeitsalltag
Eine gute Archivierungslösung läuft im Hintergrund und belastet Mitarbeiter nicht. Moderne Systeme arbeiten direkt auf Transportebene: Jede ein- und ausgehende Mail wird beim Versand oder Empfang automatisch ins Archiv geschrieben.
Suchfunktionen erlauben es, archivierte Nachrichten bei Bedarf schnell wiederzufinden – ohne dass Mitarbeiter ihre gewohnte E-Mail-Umgebung verlassen müssen.
Wichtig: Transparenz. Mitarbeiter sollten wissen, dass E-Mails archiviert werden, warum das passiert und wie mit den Daten umgegangen wird. So lassen sich Missverständnisse vermeiden.
Praktische Tipps für kleine Unternehmen
- Früh starten – Archivierung nachträglich einzurichten ist aufwendiger, als von Beginn an mit einer Lösung zu arbeiten.
- Rechtliche Beratung einholen – gerade beim Thema DSGVO lohnt es sich, Prozesse abzusichern.
- Auf einfache Bedienung achten – die beste Lösung nützt nichts, wenn Mitarbeiter nicht damit arbeiten können.
- Automatisierung nutzen – manuelle Ablagen führen fast immer zu Lücken.
- Dienstleister sorgfältig auswählen – seriöse Anbieter liefern klare Verträge, transparente Kosten und deutsche/europäische Standorte.
Fazit: Archivierung ist Pflicht – DSGVO die Kür
E-Mail-Archivierung ist für Unternehmen keine Kür, sondern Pflicht. Ohne sie riskieren Firmen rechtliche Probleme und hohe Bußgelder. Doch die Herausforderung besteht darin, diese Pflicht DSGVO-konform umzusetzen.
Die Lösung liegt in einem klaren Konzept: E-Mails revisionssicher speichern, gleichzeitig Löschfristen beachten und Datenschutz ernst nehmen. Mit der passenden Technik, ob lokal, Cloud oder hybrid, lässt sich das zuverlässig und effizient umsetzen.
Für kleine Unternehmen bedeutet das: Sicherheit, Rechtssicherheit und Entlastung im Alltag. Wer frühzeitig eine professionelle Lösung einführt, spart sich im Ernstfall viel Ärger und Kosten.
 
								 
				